
Wir forschen, wie Recht die Gesellschaft beeinflusst und wie Gesellschaft im Recht Reflexion findet.
Das juristische Forschungszentrum SOCLES verbindet Soziales und Recht in der gesamten Vielfalt des Kontextes von Kindheit, Jugend und Familie. Das SOCLES verknüpft rechts-, sozial- und verwaltungswissenschaftliche Forschung, versteht sich als interdisziplinärer Brückenbauer und fördert den Transfer in Politik und Praxis. Die internationale Dimension stärkt das reflexive, diskursive und multiperspektivische Selbstverständnis der Arbeit im SOCLES.
»Socio-legal studies« sind ein Forschungsfeld, für das es bislang keine treffende deutsche Übersetzung gibt. Sie beforschen, wie das Recht die Gesellschaft beeinflusst und umgekehrt, wie die Gesellschaft im Recht ihre Reflexion findet. Das Recht wird ins Verhältnis zu sozialen Konstruktionen und fachlichem Handeln gesetzt. Recht selbst wird betrachtet als breit aufgestellte soziale Institution und ist somit Teil eines gesellschaftlichen Puzzles beim Entstehen von professioneller und sozialer Wirklichkeit.
Mit seiner Arbeit will das SOCLES zu einer Verbesserung der Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und Familien beitragen und versteht sich als Impulsgeber für den Diskurs zur Weiterentwicklung rechtlicher und organisatorischer Strukturen. Es unterstützt den Austausch und das Verstehen zwischen den verschiedenen Akteursgruppen sowie die Umsetzung von Recht und Gesetzesentwicklungen in der Praxis.
SOCLES Inklusion

Arbeitsbereich Inklusion, Erziehung & Teilhabe
Department Inclusion, Parenting & Participation
Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet zum Abbau gesellschaftlicher Barrieren, um Menschen mit Behinderungen gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Adressiert von dieser Verpflichtung ist eine Vielzahl von Akteuren auf allen politischen und praktischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen, Sozialleistungsträger, Schulen, Heilberufe, Arbeitgeber, freie Träger etc.) in allen gesellschaftsrelevanten Lebensbereichen (Familie, Bildung, Arbeit, Freizeit, Mobilität, Gesundheit, politisches Leben, etc.). Das Recht auf Selbstbestimmung und die Diversität der Teilhabehindernisse erfordern zusätzliche Differenzierung. Die Vielfalt des Themenfelds Inklusion und seiner Akteure spiegelt sich in einer zersplitterten Rechtswirklichkeit.
Im SOCLES Inklusion liegt der Fokus auf den spezifischen Bedarfslagen von Kindern, Jugendlichen und jungen Volljährigen mit Behinderungen und ihren Familien sowie auf Eltern mit Behinderungen. Die Forschung bewegt sich bewusst in den multiperspektivischen Zwischenräumen von Kindheit, Jugend, Elternsein und Behinderung, von Inklusion, Erziehung und Teilhabe. Durch Analyse der diversen rechtlichen Rahmenbedingungen und ihre anwendungsbezogene Übersetzung leistet es insbesondere Unterstützung beim Verstehen und Annähern zwischen den verschiedenen kind- / jugend- / elternbezogenen und behinderungsorientierten (Hilfe-) Systemen (insb. Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Behindertenhilfe, Psychiatrie, Pädiatrie). Aus der Schnittstellenperspektive heraus bringt es seine juristische Kompetenz bei der Mitentwicklung tragfähiger Praxiskonzepte ein. Die behinderungsbedingten Teilhabehindernisse stehen zwar im Zentrum, im Sinne eines weiteren Inklusionsverständnisses sind die anderen gesellschaftlichen Teilhabehindernisse von jungen Menschen (z.B. Armut, Migration) jedoch mit im Blick. Im SOCLES Inklusion steht die Arbeit unter der Prämisse der Herausarbeitung der Weiterentwicklungsbedarfe für Praxis und Gesetzgebung und stellt diese der Reflexion in der Fachwelt sowie dem politischen Diskurs zur Verfügung.
Projekte
> APPELL: „Exklusion beenden: Kinder‐ und Jugendhilfe für alle jungen Menschen und ihre Familien!“
> Familien- und sozialrechtliche Situation von Eltern mit Behinderungen
SOCLES Kinderschutz

Arbeitsbereich nationaler und international vergleichender Kinderschutz
Department National and International Comparative Child Protection
Beim Schutz von Kindern vor Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung tragen Fachkräfte eine hohe Verantwortung. Sie treten in das Leben von Familien, überschreiten Grenzen zu Freiwilligkeit und Selbstbestimmung. Fachkräfte manövrieren bei ihren Entscheidungen im Geflecht einer Vielzahl von Akteuren, begegnen systemimmanenten Prognose- und Handlungsunsicherheiten und einer komplexen Gemengelage von grundrechtlichen und ethischen Implikationen. Die rechtlichen Strukturen und die Organisation von Kinderschutz nehmen erheblichen Einfluss auf die Praxis und sind damit von besonderer Relevanz für die Betroffenen und die Gesellschaft. Über die Zusammenhänge mehr zu erfahren und sie besser zu verstehen, ist Anliegen der Arbeit im SOCLES Kinderschutz.
Mit der inter- und intradisziplinären Forschung im SOCLES Kinderschutz werden die unterschiedlichen Wissensbestände von Sozialer Arbeit, Entwicklungspsychologie, Medizin, Soziologie etc. in einen reflexiven Diskurs mit Recht und Verwaltungswissenschaft gebracht. Dies soll Kooperation und Koordination zwischen den unterschiedlichen Professionen und Akteuren fördern und einer Versäulung der Fachdisziplinen entgegenwirken. Die international vergleichende Forschung zu Kinderschutzsystemen will das Wechselspiel zwischen sozio-kulturellen und rechtlich-organisatorischen Faktoren als wirksame Dimension für den Diskurs nutzbar machen. Juristische und sozialwissenschaftliche Methoden werden dabei verknüpft. Mit den Erkenntnissen und ihrer Vermittlung in die Praxis und gegenüber der Politik will SOCLES Kinderschutz einen Beitrag leisten zu qualifizierter Weiterentwicklung der Organisation und Konzeption des Rahmens für Schutz und Hilfe von Kindern.
Projekte
Arbeitsbereich Kindheit, Familie & Recht
Department for Childhood, Family & Law

SOCLES Familienrecht
Im Familienrecht wird das Verhältnis zwischen Kindern und ihren Eltern sowie zu weiteren Familienmitgliedern geregelt. Die gesetzlichen Konstruktionsideen sind sowohl Ausdruck eines gesellschaftlichen Verständnisses von Familie und Familienbeziehungen als auch umgekehrt immer wieder Anstoß für Veränderungen gesellschaftlicher Wirklichkeit. Die Eltern-Kind-Zuordnung, Fragen der elterlichen Sorge, des Umgangs und der Unterhaltspflichten sind Ergebnis gesellschaftlicher Verständigung und somit in konstanter Entwicklung. SOCLES Familienrecht will das in diesem Feld oft nur lose verbundene Nebeneinander von rechtswissenschaftlicher Expertise auf der einen und sozialwissenschaftlicher Forschung auf der anderen Seite überwinden helfen.
SOCLES Familienrecht analysiert die rechtlichen sowie organisatorisch-strukturellen Rahmenbedingungen, wenn Staat und helfende Akteure bei Familienkonflikten intervenieren und setzt diese in Beziehung zur Rechtswirklichkeit. Das Handeln und Zusammenspiel von Familiengerichtsbarkeit und Kinder- und Jugendhilfe mit ihren je vielfältigen Akteuren wird ebenso in den Blick genommen wie das Erleben der Betroffenen. Mit der internationalen Dimension will SOCLES Familienrecht dazu beitragen, die Lücken in der vergleichenden Forschung zu schließen, beispielsweise zu Hilfe- und Entscheidungsstrukturen im Kontext von Konflikten bei Trennung und Scheidung, zur Arbeit von behördlichen Unterhaltssystemen, zum Einfluss von Unterhaltszahlungen auf Armut oder zum Verhältnis von Unterhalt und staatlichen Transferleistungen.
Projekte
> Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt – ein interdisziplinärer Online-Kurs
SOCLES Jugendhilfe

Arbeitsbereich Kinder- und Jugendhilfe & Recht
Department Child and Youth Welfare & Law
Das Recht durchzieht die Kinder- und Jugendhilfe in allen Arbeitsfeldern – in der Tagesbetreuung, Jugendsozialarbeit, Jugend- und Jugendverbandsarbeit, Hilfen zur Erziehung, Heimaufsicht, Finanzierung, örtlichen Zuständigkeit und Kostenerstattung sowie Kostenbeteiligung. Dieser rechtliche Rahmen nimmt Einfluss auf die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe, ihre Organisation und Gestalt. Umgekehrt werden aus der Praxis rechtliche Weiterentwicklungen angestoßen. SOCLES Jugendhilfe stellt sich mit seiner rechtswissenschaftlichen Expertise den vielfältigen und komplexen Rechtsfragen. Es kombiniert die juristische und verwaltungswissenschaftliche mit der sozialwissenschaftlichen Expertise, um die Wechselwirkungen zwischen Recht und Rechtswirklichkeit zu erforschen. SOCLES Jugendhilfe stellt die wissenschaftlichen Erkenntnisse Politik und Fachwelt zur Verfügung, um reflektierte Weiterentwicklung sowohl von Recht und politischen Programmen als auch von Rechtsauslegung und -umsetzung zu unterstützen.
Projekte
> Schutz begleitet geflüchteter Kinder und Jugendlicher
> Gesetzliche Altersgrenzen im jungen Erwachsenenalter
> Orientierungshilfe für Jugendämter

Dr. Thomas Meysen
Gesamtleitung
Dr. Thomas Meysen leitet seit Anfang 2018 das SOCLES. Seine Neugier gilt den Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen Recht und Gesellschaft. Die Verknüpfung von sozialwissenschaftlicher mit rechts- und verwaltungswissenschaftlicher Forschung steht seit vielen Jahren im Zentrum seiner Arbeit, zuletzt als langjähriger Fachlicher Leiter des Deutschen Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht e.V. (DIJuF) (2000 bis 2017).
Seine system- und rechtsgebietsübergreifende Expertise bringt er unter anderem ein als Vorsitzender des Fachausschusses I Finanzierung, Organisation und Recht der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ und Mitglied der Kinderrechtekommission des Deutschen Familiengerichtstages (DFGT).
Seine berufliche Laufbahn hat begonnen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wissenschaftlicher Assistent am Institut für Öffentliches Recht, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Freiburg (Prof. Dr. Friedrich Schoch, 1993 bis 2000). Parallel dazu hat er an der Evangelischen Hochschule Freiburg als Dozent für Verwaltungswissenschaft und Sozialrecht gelehrt (1996 bis 2000).

Lydia Schönecker
SOCLES Inklusion, Erziehung & Teilhabe
Lydia Schönecker ist seit April 2018 Leiterin von SOCLES Inklusion, Erziehung & Teilhabe.
Seit jeher liegt ihr die Verbesserung der Lebenssituation gesellschaftlich benachteiligter junger Menschen und ihrer Familien am Herzen. Zuletzt war sie zwölf Jahre Referentin im Arbeitsbereich Rechtsberatung/Rechtspolitik/Forschung des Deutschen Instituts für Jugendhilfe und Familienrecht e.V. (DIJuF) tätig. Als Expertin des Kinder- und Jugendhilferechts entwickelte sie sich zur „Allrounderin“. Seit 2011 zählen Rechtsfragen im Kontext junger Menschen und Eltern mit Behinderungen zu ihren Spezialgebieten.
Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Jugendaufbauwerk Bad Segeberg (1996/1997) studierte sie Rechtswissenschaften an der Universität des Saarlandes (1997 bis 2004), unterbrochen durch ein Erasmusjahr in Nantes/Frankreich. Ihr Schwerpunkt im anschließenden Referendariat (2004 bis 2006) lag auf dem Sozialrecht.

Angélique Götz
Executive Assistant
Mit der Fähigkeit, Strukturen schnell zu erfassen, unterstützt Angélique Götz das SOCLES Team in der Koordination und Organisation. Nach ihrer Ausbildung im ArabellaSheraton Congress Hotel Frankfurt am Main studierte sie anschließend von 2003–2009 Soziologie an der Universität Heidelberg und hat langjährige Erfahrung im Bereich Assistenz, zuletzt im Studentensekretariat der Universität Heidelberg und dem Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V. (DIJuF).

Leon A. Brandt
Wissenschaftlicher Referent
Leon A. Brandt ist seit Juni 2019 bei SOCLES als wissenschaftlicher Referent für das Projekt RaFik tätig.
Im Anschluss an sein durch einen Erasmusaufenthalt in Lyon/Frankreich unterbrochenes Jurastudium (2011–2017) an der Humboldt-Universität zu Berlin, lehrte er dort zunächst für zwei Semester und arbeitete als geprüfter Rechtskandidat in der Verwaltung des Deutschen Bundestages, bevor er 2018 zur Vorbereitung seiner interdisziplinär angelegten Promotion ein Zweitstudium der Europäischen Ethnologie und Kulturwissenschaften ebenfalls an der Humboldt-Universität aufnahm. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt den Schnittstellen zwischen den Rechts- und (anderen) Geisteswissenschaften sowie verfassungstheoretischen Fragestellungen.

Elisabeth Oygen
Wissenschaftliche Referentin
Elisabeth Oygen ist seit Januar 2020 wissenschaftliche Referentin beim SOCLES. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München (2004–2009) und dem Vorbereitungsdienst in Berlin (2010–2102) arbeitete die Volljuristin als Pressesprecherin in der Geschäftsstelle des Deutschen Richterbundes und war dort als Chefin vom Dienst auch für die Deutsche Richterzeitung (DRiZ) zuständig. Danach begleitete sie beim eco – Verband der Internetwirtschaft Gesetzesvorhaben im Digitalbereich und arbeitete u.a. zu den Themen Fake News, Hatespeech und Gewalt im digitalen Raum. Ihr besonderes Interesse gilt den Wechselwirkungen zwischen Forschung und Politik, der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in Bezug auf neue Medien und dem Schutz und den Rechten von Frauen und Kindern.

Dr. Nadja Wrede
Projektassistenz
Dr. Nadja Wrede plant und organisiert seit vielen Jahren bundesweit Tagungen, Fortbildungen und Workshops im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Dabei ist es ihr wichtig, neben einer fundierten fachlichen Besetzung eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der intensiv an Inhalten und Haltungen gearbeitet werden kann.
In den Bereichen Publikationen, Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit verfügt sie über langjährige Erfahrungen und kann sich mit ihrem kulturwissenschaftlichen Hintergrund in vielfältiger Weise einbringen. An der Universität Heidelberg war sie lange Zeit als Archäologin und Dozentin tätig, bevor sie am Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht e.V. (DIJuF) als Referentin im Bereich Fachveranstaltungen (2011–2019) einen neuen Weg in der Kinder- und Jugendhilfe einschlug.
Seit April 2019 arbeitet sie bei SOCLES im Projekt „Radikal, fundamentalistisch, anders – Fachkräfte im Kontakt“ (RaFiK) mit und ist parallel dazu in der Koordinierungsstelle des Bundesforums Vormundschaft und Pflegschaft tätig.