Jugendhilfe
aktuelle Projekte
Transatlantic Network Against Extremism (TransNex)
Laufzeit: Juli 2023 bis Dezember 2024
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​Projektpartner:
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SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies, Heidelberg/Berlin
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Canadian Practitioners Network for the Prevention of Radicalization and Extremist Violence (CPN-PREV)
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Assoziierte Partner
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Organization for the Prevention of Violence (OPV)
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Estimated Time of Arrival (EST)
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Moonshot
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McGill University, Division of Social and Cultural Psychiatry (Prof. Cecile Rousseau)
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Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI)
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Universitätsklinikum Ulm Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
Schwer erreichbare Personen bzw. Gruppen
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Die Prävention von Radikalisierungsprozessen, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie extremistischer Gewalt beruht neben Engagement und Motivation auf professionellen vertrauensvollen Beziehungen. Für die spezialisierten Fachkräfte aus den Bereichen der Präventions-, Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit stellt sich hingegen die Frage, wie sie Personen und Gruppen erreichen können, die sich nicht zuletzt aufgrund ihrer ideologischen Überzeugungen isolieren bzw. gegen wesentliche Teile gesamtgesellschaftlicher Kommunikation abschotten. Dabei werden unterschiedlichste Zugangswege diskutiert und erprobt.
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So kommen Fachkräfte aus unterschiedlichsten Bereichen (bspw. der Kinder- und Jugendhilfe, dem Strafvollzug, im Gesundheitswesen sowie öffentlichen Behörden) im Zuge ihrer alltäglichen Arbeit in Kontakt mit Personen, die demokratiefeindliche und/oder menschenverachtende Überzeugungen bzw. Verschwörungserzählungen vertreten. Die so entstehenden professionellen Beziehungen können einen wesentlichen Ausgangs- bzw. Anknüpfungspunkt bilden für die Präventions-, Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit spezialisierter zivilgesellschaftlicher Träger.
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In Kontakt kommen
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Gleichzeitig steht das Verhalten der Fachkräfte aus den unterschiedlichen Bereichen in einem komplexen Wechselspiel mit den Wahrnehmungen ihrer Klient*innen. Wenngleich diese Zusammenhänge nur schwer messbar sind, verweist die Forschung darauf, dass sie einen bewussten oder unbewussten Einfluss auf die Radikalisierungsprozesse nehmen können. Hingegen fehlt es den Fachkräften oftmals am erforderlichen Handlungswissen sowie der Handlungssicherheit im Umgang mit Personen, die sich in einem Radikalisierungsprozess befinden bzw. extremistische Überzeugungen vertreten. In der Folge können sie sich unwohl bis unsicher, überfordert oder entmutigt fühlen und benötigen Unterstützung. Ansätze, wie die Vernetzung zwischen der spezialisierten Präventions-, Deradikalisierungs- sowie Ausstiegsarbeit und den Fachkräften aus anderen Bereichen vertieft und verbessert werden kann, befinden sich in der Entwicklung (vgl. RaFiK-Projekt, Bedarfsanalysen Extremismusprävention).
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Alternativ dazu kann der Zugang zu schwer zugänglichen Personen bzw. Gruppen über Outreach erreicht werden. Hierfür müssen die spezialisierten Fachkräfte der Präventions-, Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit in der Regel eine Reihe von Hürden bei den potentiellen Klient*innen überwinden – dazu zählen insbesondere frühere negative Erfahrungen und der Mangel an Informationen sowie daraus hervorgehende Zurückgezogenheit und Misstrauen. Die niedrigschwellige Bereitstellung leicht zugänglicher Angebote sowie die Aktivierung von Familienmitgliedern oder anderen Personen aus dem Nahfeld, die als »Schlüsselpersonen« fungieren, bilden vielversprechende Ansätze.
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Darüber hinaus wird eine Vielzahl weiterer Zugangsmöglichkeiten zu schwer erreichbaren Personen bzw. Gruppen diskutiert und praktiziert. Forschungsbasiertes Wissen darüber, was funktioniert und was nicht, ist jedoch noch rar.
Projektziel
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TransNex will deshalb die bereits vorhandene Expertise zu den Fragen des Zugangs aus Kanada sowie Deutschland/Europa zusammenführen. Im Rahmen der 18-monatigen Pilotphase des Projekts soll ein transatlantisches Netzwerk von Expert*innen aus Praxis, Wissenschaft und Politik aufgebaut werden, welches dem Austausch von Fachkenntnissen, der Durchführung von Schulungen sowie der Evaluation des Status Quo und der erprobten Maßnahmen dient. Durch die internationale Perspektive eines transatlantischen Netzwerkes sollen vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Präventions-, Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit für den Diskurs und die Praxis in Kanada verfügbar gemacht werden und umgekehrt.
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Das Ziel nach dem Pilotprojekt ist eine beständige Erweiterung des Wissens- und Erfahrungsschatzes, insbesondere hinsichtlich des Ausbaus der Vernetzung zwischen den spezialisierten zivilgesellschaftlichen Trägern der Präventions-, Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit und den Fachkräften aus anderen Bereichen. Das internationale Netzwerk soll einen Raum schaffen für Zusammenarbeit sowie Austausch und mithin zu einem geteilten Verständnis zwischen Fachleuten, Lehrenden und Forschenden beitragen. Gleichzeitig soll TransNex eine Plattform für politische Entscheidungsträger*innen bilden, damit diese neue innovative Ansätze und Programme diskutieren können.
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Um diese Ziele zu erreichen, veranstaltet das SOCLES gemeinsam mit CPN-PREV und den assoziierten Projektpartnern in einem ersten Schritt im Jahr 2024 insgesamt drei halbtägige Online-Workshops sowie ein dreitägiges Symposium in Kanada, welche sich mit unterschiedlichen Fragestellungen hinsichtlich des Zugangs schwer erreichbarer Personen bzw. Gruppen auseinandersetzen.
Termine
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Die drei Workshops finden am 18. Juni, 17. September und 15. Oktober 2024 online statt. Das abschließende Symposium findet vom 11.-13. Dezember 2024 in Montreal/Kanada statt.
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​Gefördert durch:
Community Resilience Fund des Ministry of Public Safety, Democratic Institutions and Intergovernmental Affairs of Canada
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Ansprechpartner:
Leon A. Brandt
T +49 163 926 51 95
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